Feldforschung | Quartier Sonnwendviertel Ost, Wien

09.07.2022

Besichtigung des östlichen Teilgebiet des Sonnwendviertels und des Quartiershaus’ MIO und Gespräch mit Peter Roitner und Hermann Koller von der Wohnbaugenossenschaft Heimbau sowie Ernst Gruber vom Büro wohnbund:consult.

Aufbauend auf den Erfahrungen der Seestadt Wien-Aspern wurden im Sonnwendviertel Ost „Leben am Helmut-Zilk-Park“ 2012 Ansätze der Mischnutzung weiterentwickelt. Dabei standen insbesondere die Kleinteiligkeit der räumlichen Strukturen, Nutzungsmischung, öffentlichkeitsorientierte Nutzungen, Fußläufigkeit und eine qualitätsvolle Freiraumgestaltung im Vordergrund. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) und die Stadt Wien einigten sich auf eine Planungsstrategie für das Quartier, die als besondere Stadtbausteine sogenannte Quartiershäuser sowie Baugruppenprojekte beinhaltete. Der Verkauf der hierfür vorgesehenen Grundstücke erfolgte zum Fixpreis in qualitätssichernden Konzeptverfahren. Darin waren die Nutzungskonzepte für die Erdgeschosse ein zentrales Vergabekriterium. „Die Grundidee war, dass man durch eine gute Mischung von ohne Auflagen verkauften Grundstücken und solchen, die gewisse Kriterien einhalten mussten, insgesamt einen lebenswerten und urbanen Stadtteil entstehen lässt“ (Robert Temel). Im Rahmen des Bebauungs- und Flächenwidmungsplans wurde entlang der als Geschäftsstraße ausgewiesenen inneren Promenade an bestimmten Flächen im Erdgeschoss eine Stadtsockelzone ausgewiesen, mit einer Geschosshöhe von mindestens 4 Metern, dem Ausschluss von Wohnnutzungen und eine Höchstnettokaltmiete von 4 €/m2, die für 10 Jahre garantiert werden musste. Diese Strategie so gemeinwohlorientierte Nutzungen zu fördern, ging zum großen Teil auf und trägt zum nachbarschaftsbildenden Alltagsleben im Quartier bei. Andererseits wurde die Idee des Stadtsockels aber auch konterkariert, indem anstelle der günstigen Gewerbeflächen Funktionsräume wie Fahrradstellplätze oder Müllräume angeordnet wurden, die nicht zur Urbanität beitragen.

Das MIO, geplant von StudioVlayStreeruwitz, verfolgte einen im Sinne der Quartiersstrategie zugespitzten Ansatz und bietet neben Kleinstgewerbeeinheiten eine sogenannte „Stadtloggia“ an. Dadurch konnte eine in die Nachbarschaft wirkende Gemeinschaft von Mikro-Pilotinnen und -Piloten entstehen. Möglich wurde dies durch gebäudeinterne Querfinanzierung seitens der Wohnbaugenossenschaft Heimbau und einen die potentiellen Existenzgründer:innen zusammenführenden Prozess, der schon während der Planungsphase begann und von dem Büro wohnbund:consult geleitet wurde.

Quartiershaus Loft Living
Quartiershaus MIO
Quartiershaus Stadtelefant
Quartiershaus MIO