Feldforschung | Quartier Zwicky Süd, Zürich

Besichtigung Quartier Zwicky Süd, Zürich Dübendorf
Bau- und Wohngenossenschaft Kraftwerk 1

Die dezentrale Lage von Zwicky Süd in der Agglomeration von Zürich, zwischen Kernstadt und Flughafen, umgeben von alten Industriegebäuden, Autobahnen, Möbelhäusern und einem Bahnviadukt machen den Standort zu einem Risikostandort. Etablierte Projektentwickler:innen wagten sich bislang nicht an diesem Ort ein Projekt zu entwickeln. Erst in Kooperation mit der Genossenschaft Kraftwerk 1 bildete sich ein produktives Dreiergespann aus Investor:innen, Genossenschaft und Architekt:innen, die im Rahmen eines Wettbewerbs (Studienauftrag) ausgewählt wurden. Das baulich-räumliche Konzept für Zwicky Süd besteht aus einem von den Architekt:innen entwickelten sogenannten „Ökosystem der (Gebäude-)Typen“ bestehend aus (Wohn-)Scheiben, dem „Hallentyp“ und dem „Blocktyp“. Die „(Wohn-)Scheibe“ verläuft ringförmig um das Quartier und schützt es vor Verkehrslärm. Die Wohnungen sind zum Hof orientiert und werden über Laubengänge erschlossen. Sie können in unterschiedlichen Wohnungsgrößen unterteilt werden. Der zweigeschossige Hallentyp, mit dem die Wohnscheiben unterbaut sind, ist vor allem für gewerbliche Nutzungen konzipiert, kann aber auch für eine Wohnnutzung in Maisonettewohnungen unterteilt werden. Zwei massive „Blocktypen“ im Inneren des Quartiers können kleine und mittlere Betriebe und auch Wohnungen aufnehmen. Im Zusammenspiel des breiten Nutzungs- und Angebotsspektrums, durch die soziale Dichte und Kompaktheit der räumlichen Typen ist die Anlage zu einem kraftvollen Ort in der Agglomeration von Zürich geworden.

Feldforschung | Zollhaus, Zürich

Besichtigung Projekt Zollhaus
Führung und Gespräch mit Philipp Fischer, Enzmann Fischer Architekten und Jonathan Kischkel, Geschäftsführung Genossenschaft Kalkbreite 

Die Genossenschaft Kalkbreite konnte im Oktober 2012 vom Dachverband der Wohnbaugenossenschaften Zürich im Auftrag der Grundeigentümerinnen SBB und Stadt Zürich nach überzeugender Konzeptvorstellung das in der Nähe zum Züricher Hauptbahnhof gelegene, ca. 5.000 m² große Grundstück an der Ecke Langstrasse/Zollstrasse erwerben. 

Mit einem Nutzungsmix aus Wohnen, Arbeiten, Gewerbe, Dienstleistungen, Kultur und Gemeinschaftsangeboten leistet das Zollhaus einen Beitrag zum lokalen Wirtschaften, urbanen Wohnen und zu neuen Formen der Arbeit. Entlang der Zollstrasse sind Ladenflächen sowie Gastronomie und ein Kulturtheater im Erdgeschoss angesiedelt. Die Genossenschaft Kalkbreite kuratiert die Nutzer:innen für diese Flächen. Bevorzugt werden Nutzer:innen die Produkte aus eigener oder lokaler Produktion anbieten und lokale Netzwerke unterstützen. Für die gewerblichen Flächen verlangt die Genossenschaft Kalkbreite marktübliche Mieten. Bei gastronomischen Betrieben wird eine Umsatzmiete berechnet, die im innerstädtischen, stark frequentierten Umfeld des Zollhauses hoch ausfällt. Die Mieteinnahmen, die durch Gewerbe und Gastronomie erwirtschaftet werden, ermöglichen der Genossenschaft eine erweiterte Öffentlichkeitsarbeit und das Betreiben einer Partizipationsstelle. Während der Corona-Jahre war es möglich, die Defizite des Hotels auszugleichen. Es können sognannte Flexräume unterschiedlicher Größe für Meetings, Konferenzen und Seminare von Bewohner:innen sowie Externen angemietet werden. Durch ein großes Atrium wird der öffentliche Raum weit in das Gebäude hineingezogen. Dort werden Übergänge zwischen den privat, gemeinschaftlich und öffentlich ausgerichteten Ebenen hergestellt.

Feldforschung | Hunziker Areal, Zürich

Besichtigung Hunziker Areal, Zürich-Leutschenbach
Führung und Gespräch mit Claudia Thiesen, Vorstandsmitglied der Genossenschaft mehr als wohnen

Die Baugenossenschaft mehr als wohnen übernahm 2010 das 41.000 m² große Hunziker Areal im Erbbaurecht und entwickelte ein Genossenschaftsquartier mit Fokus auf eine urbane Mischung und neuen Formen des Wohnens und Arbeitens. Seit 2014 bietet das Hunziker Areal Wohnraum für mehr als 1.200 Menschen. Auf dem Gelände sind außerdem ca.150 Arbeitsplätze entstanden.

Das Projekt zeigt auf, wie in einer städtischen Randlage ein vertikal mischgenutztes Quartier umsetzbar ist. Die Mischnutzung wurde in einem partizipativen Prozess mit gemeinsamer Ideenentwicklung innerhalb der Genossenschaft rückverankert. 

Nur in den Erdgeschossen (Hochparterre) zu den umliegenden Grünräumen wird gewohnt. Dadurch besteht größtenteils eine Unterlegung des Wohnens mit gewerblichen und gemeinschaftlichen Nutzungen im Erdgeschoss. Die Nutzungen sind abgestuft zoniert, in „öffentlich“ an der äußeren Erschließungsstraße mit Läden und Gastronomie, „quartiersbezogen“ mit Gewerbe, Sozialräumen, Werkstätten und gemeinschaftlich genutzten Allmend-Räumen (gesamt ca. 800 m²) sowie „privat“ mit Wohnen zum Park. Die räumliche Struktur und das Finanzierungskonzept der Erdgeschossflächen erlauben es den Bewohner:innen partizipativ über die Allmend-Nutzungen (mit-)zu bestimmen und ihre gewerblichen, kulturellen und sozialen Aktivitäten in den Sockel „auszulagern“. Insgesamt wird eine lebendige Nachbarschaft mit verschiedenen Aktionsschwerpunkten durch die nach Öffentlichkeitsgraden „kuratierte“ Wechselwirkung zwischen Erdgeschossnutzung und dem Quartiersfreiraum gefördert. Nach Aussage der Genossenschaft und auch aufgrund fehlender, zum Teil sichtbarer Gebrauchsspuren, hätte eine stärkere Aneignung und Aktivierung der Quartiersräume durch eine „weichere“ Ausführung der Vorzonen erreicht werden können.