Feldforschung | Nova City, Brüssel

Baustellenführung durch die Projektleiterin Laura Janssens von Bogdan van Broek Architekten.

Seit mehr als 40 Jahren entwickelt City.Dev Projekte mit dem Ziel, die funktionale und soziale Mischung in der Stadtregion Brüssel zu stärken. Die demographische Entwicklung in der Region Brüssel-Hauptstadt zeigt ein exponentielles Wachstum der Einwohnerzahlen. Die Herausforderung besteht darin, die Zahl der Wohnungen zu erhöhen und gleichzeitig produktive Aktivitäten, die aufgrund störender Emissionen und der im Vergleich zum Wohnen schwierigeren Vermarktung zunehmend aus der Innenstadt verdrängt werden, in der Stadt aufrechtzuerhalten. Nova City ist ein Pilotprojekt, das zeigt, wie Wohnen und Gewerbe auf verträgliche Art und Weise kombiniert werden können. Bis Anfang 2023 sollen nach der Planung der Architekten Bogdan van Broek in der Erdgeschosszone 7 produktive Ateliers ohne Wohnnutzung in den oberen Geschossen für Gewerbe mit höheren Emissionen und 9 weitere in Kombination mit Wohnen realisiert werden.

Vortrag | Dr. Silvia Forlati „Mischung: Possible“

Im Rahmen des Seminars „Stadtunterbau“ hielt Dr. Silvia Forlati (TU-Wien) an der Leibniz Universität

Hannover einen Vortrag, in dem sie die Verzahnung von Forschung und Praxis demonstrierte und Implementierungsstrategien der Nutzungsmischung im Kontext des in Umsetzung befindlichen Nordbahnhofquartiers in Wien auf Basis eins Masterplans (2014) von StudioVlayStreeruwitz erläuterte. Begleitend zur Planung entstanden dort, unter Federführung der TU Wien, in Kooperation mit StudioVlayStreeruwitz und weiteren Kooperationspartnern, zwei aufeinander aufbauende Forschungsprojekte: „Mischung: Possible!“ (2016-2017) diente als Sondierungsprojekt, bei dem Typologien und Szenarien künftiger Nutzungsmischung untersucht wurden, während in der Folgeforschung „Mischung Nordbahnhof“ (2017-2020) die Umsetzung aktiv begleitet und vielfältige Strategien der Implementierung von Nutzungsmischung im Nordbahnquartier getestet wurden.

Dabei wurden hinsichtlich des „Stadtunterbaus“ interessante Fragen der Beteiligung, der Kleinteiligkeit und des Raumteilens adressiert, woraus zahlreiche Initiativen und innovative Organisationsformen hervorgegangen sind, wie zum Beispiel „Raumteiler Hubs“, die kleinteilige und flexible Formen des Arbeitens unterstützen und impulsgebend auf das Quartier wirken.

Feldforschung | Quartier Sluseholmen, Kopenhagen

Im Rahmen des Seminars „Stadtunterbau“ besichtigte eine Studentin Sluseholmen im Südhafen von Kopenhagen.

Der Masterplan und ein Gestaltungshandbuch wurden 2003-2009 von Soeters Van Eldonk architecten, Amsterdam, und Arkitema Architects, Kopenhagen, erarbeitet. Sluseholmen besteht aus acht Wohninseln, die durch Kanäle voneinander getrennt sind. Die Höfe im Blockinneren sind von Tiefgaragen unterlegt und daher auf einem höheren Niveau als das Straßenniveau. Die zu den öffentlichen Räumen liegenden Erdgeschosse sind somit mit einer ca. anderthalbfachen Geschosshöhe konzipiert. Sie sollten zunächst mit Wohnnutzungen belegt werden und bei Bedarf nach einigen Jahren, wenn das Gebiet vollständig bewohnt ist, in eine dann einträgliche gewerbliche Nutzung umgewandelt werden können. So entstand die Idee eines temporären, einen Meter hohen Podiums, das sich über der Nullebene befindet. Das Podium sollte die Wohnebene von der öffentlichen Straßenebene abheben und eine Umnutzung zu einem Ladengeschäft erleichtern. Diese Idee wurde jedoch nicht umgesetzt. 

Stattdessen sind die meisten zum öffentlichen Raum liegenden Wohnungen als Hochparterre ausgebildet. Nur einige der an den Kanalpromenaden liegenden Eckhäuser wurden mit einem besonders hohen, von außen zugänglichen Erdgeschoss und mit einem die Privatsphäre sichernden bzw. eine Vorzone ausbildenden Rücksprung realisiert. Hier ist eine gewerbliche Nutzung in der Zukunft denkbar. Im Erdgeschoss der Hauptstraße befinden sich der Nahversorgung dienende Geschäfte, von denen noch nicht alle vermietet sind.

Vortrag | Juliane Greb „San Riemo“

Juliane Greb hielt im Rahmen des Seminars „Stadtunterbau“ an der Leibniz Universität Hannover einen Vortrag zum Wohnbauprojekt „San Riemo“, das 2020 in München-Riem fertiggestellt wurde. Darin gab sie Einblicke in den Entwicklungs- und Gestaltungsprozess des genossenschaftlichen Bauens und das Ziel der Partizipation durch Einbindung der Genossenschaftsmitglieder bereits in der Projektentwicklungsphase. Unterschiedliche Wohnformen (Nukleuswohnen, Basiswohnen, Filialwohnen) sprechen unterschiedliche soziale Bedürfnisse an und fördern die Einsparung von Wohnraum zugunsten der Gemeinschaftsflächen im Erdgeschoss. Diese Flächen bieten Raum für eine Bildungseinrichtung für Jugendliche sowie einen großzügigen Gemeinschaftsbereich mit Zugang zum Garten und zur Straße, der vielfältig genutzt und gestaltet werden kann.

Feldforschung | Archipélia Social Center, Paris

Gespräch mit Sami Aloulou, Architecte associé von Septembre Architecture & Urbanisme und Führung durch das Archipélia Social Center in Paris. 

2019 baute die Genossenschaft Paris Habitat in Zusammenarbeit mit Septembre Architecture & Urbanisme das Erdgeschoss eines Sozialwohnungskomplexes aus den 1970er Jahren um. Das Umbauprojekt wurde vom Verein “Archipélia“ initiiert und die Umbauplanung unter seiner ständigen Beteiligung durchgeführt. Archipélia wurde 2001 auf Wunsch von Bewohnern des Viertels gegründet, die einen Ort für Treffen, Aktivitäten und interkulturellen Austausch schaffen wollten, und ist ein soziales Zentrum, das der Fédération des Centres sociaux d’île-de-France angehört und die Charta der sozialen Zentren mit der Stadt Paris unterzeichnet hat. Im Stadtteil Belleville setzt Archipélia drei Prioritäten: Verbesserung der Lebensqualität, Bekämpfung des Gefühls der Isolation und des Verlassenseins und Einbeziehung der Bewohner:innen in das Leben des Viertels. Ziel war es, die Sichtbarkeit des Vereins zu verbessern, die Fassade als Display zu nutzen und den Straßenraum für temporäre Nutzungen zu aktivieren.