Besichtigung des in Realisierung befindlichen Nordbahnhofquartiers
Führung mit Lina Streeruwitz und Bernd Vlay, Studio VlayStreeruwitz, Architekt:innen des Masterplans für das Nordbahnhofquartier „Freie Mitte – Vielseitiger Rand“
2012 wurde im städtebaulichen Wettbewerb für das Nordbahnhofquartier das Konzept „Freie Mitte – Vielseitiger Rand“ vom Studio VlayStreeruwitz ausgewählt. Nutzungsmischung, Nutzungsvielfalt und der Fokus auf die Gestaltung der Erdgeschosse ist wichtiger Bestandteil des städtebaulichen Konzepts. Die Planungen für das Nordbahnhofquartier können als Weiterentwicklung der Erfahrungen, die in der Seestadt Aspern und im Sonnwendviertel-Ost gemachten wurden, betrachtet werden.
Zwei Forschungsprojekte der TU Wien begleiteten und unterstützen die Entwicklung des Nordbahnhofquartiers insbesondere hinsichtlich der Besiedelung der Erdgeschosszonen. Das Forschungsprojekt Mischung: possible (2015-16) diente der Sondierung unterschiedlicher Mischungsmodelle und das Forschungsprojekt Mischung: Nordbahnhof (2017-20) der Implementierung von Nutzungsmischung sowie der Unterstützung experimenteller Formate, wie der Plattform imGrätzl.at, das Konzept der Raumteiler, ein Impulslabor, die Nordbahnhalle und die Care + Repair Plattform. Unter Einbeziehung vielfältiger Akteur:innen und mit dem Ziel des Placemakings wurde ein Prozess der Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung für das Thema der Nutzungsmischung angestoßen.
Für die Erdgeschosszonen galt es als baufeldübergreifende Vorgabe einen urbanen Stadtsockel entlang drei zentraler Straßenzüge, mit einer Mindest-Raumhöhe von vier Metern umzusetzen. Für die Bruno-Marek-Allee war ein zweigeschossiger Sockel angestrebt, der sich unter anderem auch in der Regel niederschlägt, Balkone ab dem 2. Obergeschoss zuzulassen. Trotzdem realisierten die meisten Bauträger:innen im 1. Obergeschoss Wohnungen.
Ein Erdgeschoss- und Quartiersmanagement (2018) diente zur Betreuung von laufenden Planungs-, Bebauungs- und Besiedelungsprozessen. Nach dem Vorbild der Seestadt Aspern ist für einen zentralen Teil der Erdgeschosslagen ein Erdgeschoss-Management vorgesehen. Anders als in der Seestadt wurden Anreize für kulturelle und urbane Nutzungen wie z. B. Entwicklungsflächen mit gestützten Mieten, gezielte kulturelle Schwerpunktsetzung sowie erweiterte Wohnprogramme für das urbane Wohnen im Erdgeschoss in der Planung berücksichtigt.
Die Initialisierung von Wohnfolgeeinrichtungen als belebende Nutzungen in ausgewählten Erdgeschoßbereichen mit direktem Freiraumbezug, sowie die sorgsame Positionierung „dienender Räume“ (Müllräume, Kinderwagen- und Fahrradabstellräume, Zufahrten) ist eine Maßnahme, um dem Druck auf die Nullebene zu begegnen und aktive Erdgeschosse zu schaffen.